Ergänzte Version: Gewalt und Leid im Namen Gottes

Die Schlagzeilen verstummen langsam, die Schüler des Lycée stehen wieder vor und nach dem Unterricht in Grüppchen vor dem Schulgebäude, nur eine einsam patrolierender Polizeiwache erinnert daran, dass vor kurzem irgendwo in Mitteleuropa etwas passiert ist, das den Alltag für einige Zeit nicht mehr alltäglich sein ließ. In Paris und Brüssel sind die Eindrücke noch wacher, bei uns verblassen sie und weichen so wichtigen Diskussinen wie der Frage, ob Kinder im Naturschutzgebiet ein Baumhaus bauen dürfen...

Wollen wir hoffen, dass wir die Möglichkeit bekommen werden, dauerhaft zum Alltag zurück zu kehren.

Für manche im christlichen Abendland stellt sich aber die Frage, wie wir als Christen Attentate und das damit verbundene Leid mit einem christlichen Glauben in Einklang bringen können, oder wie wir sogar selbst erlittenes Leid ohne zu verzweifeln ertragen können.

Die Frage nach dem Leid beschäftigt schon tausende Generationen. Ich  möchte die unendliche Anzahl der aktuellen Publikationen aus Anlass des Attentats in Paris nicht um eigene Beiträge erweitern - es wurde eigentlich schon alles irgendwo von irgend jemandem gesagt. Ich möchte aber gerne auf einige bereits existierende Texte hinweisen:

Wer gerade jetzt einige meiner Gedanken dazu lesen möchte, den möchte ich auf einen meiner älteren Texte aufmerksam machen. (Text zum Lesen bitte aufklappen!)

Der katholische Theologe Karl Rahner hat vor Jahren einen Ausspruch geprägt, der auch in der aktuellen Situation als sehr passend erscheint: "Glaube heißt, die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang auszuhalten."

Und auch die diversen Medien widmen gerade bei vorgeschoben religiösen Angriffen wie jenem in Paris wieder vermehrt die Frage nach Gott und seiner Stellung zu Gewalt und Leid. Einen sehr schönen Artikel des Saarländischen Rundfunks findet man bei der evangelischen Kirche Rheinland zitiert.

Für Kommentare bin ich gerne offen - siehe unten!

Der Leitartikel der Tiroler Tageszeitung vom 23.11.2015 von Michael Spenger bringt es auf den Punkt: Der angebliche >Islamische Staat< ist weder Staat noch gehorcht er den Grundrechten des Islam, sollte also keinesfalls so genannt werden.

Den vollen Text, der auch als Pressemitteilung zur Verfügung gestellt wurde, möchte ich allen Interessierten hiermit zugängig machen.

Eine Mörderbande, kein Staat

Tiroler Tageszeitung, 23. November 2015

Innsbruck (OTS) - Der so genannte „Islamische Staat“ ist eine wild mordende Terroristenbande. Der IS sieht sich als wahrer Vertreter des Islam – und nennt sich Staat. Beides ist er nicht. Deshalb sollte man diese Mörderbande auch nicht so nennen.

Die barbarische Terroristenbande, die vor laufender Kamera Menschen hinrichtet, die wahllose Anschläge und Attentate zu verantworten hat, nennt sich großmäulig „Islamischer Staat“. Aber diese Mörderbande, die die Welt in Gläubige und Ungläubige einteilt, ist kein Staat. Also sollten wir die Ambitionen dieser Mörderbande nicht auch noch befeuern, indem wir auf ihren propagandistischen Trick hereinfallen und sie auch noch so nennen, wie sie es gerne hätte.
Im Arabischen wird die Mörderbande oft „Daesh“ genannt. Allein aus der Überlegung heraus, dass diese Bezeichnung unter den Schergen des selbst ernannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi verboten ist, wäre diese Bezeichnung jedenfalls besser als IS. Daesh entspricht im Arabischen der Abkürzung für „Al-Dawla al-Islamija fil-Iraq wa al-Sham“. Das wiederum übersetzt heißt: „der Islamische Staat im Irak und der Levante“. Seit die Terroristen vor einem Jahr das Kalifat ausriefen, wollen sie nur noch Der Islamische Staat genannt werden, weil sie sich von ihrem Anspruch her nicht auf den Irak und die Levante begrenzen lassen wollen.
Und wir sollen den Terroristen dabei helfen? Sprache erzeugt Wirklichkeit. Auch wenn die Terrorbande wohl nicht Ludwig Wittgenstein gelesen hat, sie weiß, wie Sprache – und Bilder – wirken.
Von Daesh zu sprechen, hat aber einen Nachteil. Das arabische Akronym beinhaltet weiter den „Staat“. Was aber die Terroristen so erzürnt, und das spricht für Daesh, ist die Tatsache, dass das Wort eine phonetische Nähe zu Dais hat. Das Wort bezeichnet jemanden, der andere erdrückt oder zertritt, erläuterte Bente Scheller von der Heinrich-Böll-Stiftung. Vielleicht setzt sich Daesh durch. In Frankreich nennt man die Terroristen bereits so. Der Begriff „Islamischer Staat“ ist nicht nur wegen des „Staats“ abzulehnen. Mit dem Begriff wollen die Jihadisten auch vermitteln, den Islam zu repräsentieren. Das tun sie aber nicht. Sie interpretieren den Islam so, wie sie ihn haben wollen – und sichern so ihre Ideologie ab, die eine zutiefst menschenverachtende ist. Hier müssen die Muslime dagegenhalten. Nach den Anschlägen von Paris melden sich Muslime auf der ganzen Welt im Internet via Twitter-Hashtag #NotInMyName zu Wort. Sie bekunden ihre Trauer und wehren sich, mit den Barbaren in einen Topf geworfen zu werden. Wir sollten dies auch nicht tun. Auch deshalb sollten wir die Mörderbande als das bezeichnen, was sie ist:
eine Mörderbande.


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